Dranbleiben und sich bewähren

Schnuppern heisst: Sich gegenseitig vertraut machen. Ebenso braucht es beiderseits eine Prise Hartnäckigkeit, damit eine Berufslehre gelingt. Der revidierte Bildungsplan «Sanitärinstallateur/in EFZ» entspricht dem breiteren Feld an Kompetenzen, die in diesem Beruf zu erwerben sind, ist aber mit neuen Anforderungen für Lehrbetrieb und Lernende verbunden.


Manuel Fischer*


An Baustellen in der Region Baden-Wettingen mangelt es nicht. Entlang der zweispurigen, etwas engen, Ausfallstrasse aus Badens Zentrum in Richtung Mellingen wurde diesen Sommer mit Hilfe von Hydraulikpressen eine neue SBB-Brücke an ihren Bestimmungsort versetzt. Ganz in der Nähe wird nun ein Wohn- und Geschäftshaus total renoviert. Hier erneuert das Gebäudetechnik-Installationsunternehmen Käufeler AG sämtliche Kalt- und Warmwasserleitungen der mehrstöckigen Liegenschaft. In einem momentan leerstehenden Ladengeschäft im Erdgeschoss sind die horizontal verlaufenden Versorgungsleitungen frei sichtbar, solange die Unterdeckenverkleidung noch fehlt. Ein Team der Firma ist gerade damit beschäftigt, Rohrstücke mit einem Schweissgerät abzulängen und anschliessend mittels Rohrschellen zu fixieren.

Schnuppern und dranbleiben

An diesem Werkplatz ist auch Adrian Schmid tätig. Der Jugendliche kennt sich aus in der Handhabe verschiedener Werkzeuge wie ein altgedienter Profi. Adrian Schmid befindet sich im 3. Lehrjahr der Berufsausbildung zum Sanitärinstallateur mit eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ). Zu seiner Berufswahl sagt er: «Ich wusste schon früh, dass ich etwas machen möchte, wo ich mich bewegen kann.» Beweglichkeit, Interesse und planmässiges Vorgehen legte er bereits auch bei der Suche nach möglichen Ausbildungsberufen an den Tag. Er sah sich um und schnupperte als Zimmermann, Maler, Koch und machte sich in nicht weniger als drei verschiedenen Lehrbetrieben zum Beruf Sanitärinstallateur kundig.

Auch der Ausbildungsbetrieb muss die Schnupperlehre als wichtigen Moment auf der Agenda haben. Einen jungen Menschen für eine Ausbildung zu bewegen, braucht das Wohlwollen womöglich mehrerer Mitarbeitenden im Betrieb; eine Prise Willkommenskultur kann entscheidend sein. Adrian Schmid erzählt von seinen Erfahrungen: «Bei anderen Schnupperbetrieben musste ich alleine in den Mittagslunch. Bei Käufelers waren alle ‹meganett› und die Lernenden im Betrieb kamen auf mich zu in der Pause und wir spielten ein paar interessante Games auf dem Smartphone.»

Keine gelingende Berufslehre ohne Support und Engagement seitens des Lehrbetriebs. Peter Schmid, Projektleiter Sanitär-Heizung bei Käufeler AG, betreut  ̶  als eine von zwei Ansprechpersonen   ̶  die Lernenden in der Firma. «Wir wollen eine sorgfältige Selektion treffen. Es lohnt sich: Bei uns sind Lehrabbrüche weniger ein Thema.»

Unterstützung durch Lehrbetrieb

Peter Schmid traf Adrian an einer Orientierungsveranstaltung für Gebäudetechnik-Berufe an einer Oberstufen-Schule. Heutzutage ist es üblich, interessierten Jugendlichen zusätzlich einen Eignungstest an einer Berufsschule vorzuschlagen. Im ersten Anlauf klappte es zwar nicht. Aufgrund des anhaltend aktiven Interesses durch Adrian reagierte der Lehrbetrieb schnell und liess den Eignungstest anderthalb Jahre später in den Büros der Firma Käufeler nochmals durchführen – dieses Mal gelang es mit Bravour.

Im Ausbildungsbetrieb werde man gut unterstützt und die Berufsschule sei fordernd. «Gut so», meint er. Und er fühlt sich nicht an die kurze Leine gebunden. «Du musst Dich zuerst bewähren, daraufhin darfst Du selbständiger arbeiten.» Gelegenheit für selbständiges Handeln wird im Betrieb immer wieder geboten: «Als Team von drei Lernenden erhielten wir den Auftrag, die alten Installationen eines Schulhauses komplett zu demontieren.»


*Geberit Vertriebs AG ist Sponsoring-Partner dieser Reportage zum Berufsbild Sanitärinstallateur/in EFZ.

Neuer Bildungsplan

Als erfahrener Lehrmeister weist Schmid auf den neuen Bildungsplan für die Lehre Sanitärinstallateur/in EFZ hin und schildert dessen Auswirkungen auf die Unternehmen, welche Ausbildungsverantwortung übernehmen. Nicht nur sei mit dem Bildungsplan die Dauer der Berufslehre von drei auf vier Jahren verlängert worden. Den Jugendlichen werde deutlich mehr Eigenverantwortung abverlangt. Zusätzlich wird erwartet, dass sie kontinuierlich selbständiger Aufträge ausführen können, aber auch ihre Arbeitsfortschritte in Lernberichten festhalten. Über die eigene Sachkompetenz schriftlich Auskunft geben zu können, sei für viele Jugendliche – etwa mit Realschule-Abschluss– eine riesige Herausforderung. «Manche haben extrem Mühe damit.»

Dennoch sei dem neuen Bildungsplan auch viel Positives abzuringen: Die Installation von Solaranlagen, die thematische Auseinandersetzung mit der Energiewende. Ein weiterer Vorteil: Beim neuen Qualifikationsverfahren werde mehr Gewicht auf Erfahrungsnoten, auf Leistungsausweise aus überbetrieblichen Kursen und Lerndokumentationen gelegt. Damit werde Fleiss und Beharrlichkeit, welcher jemand über die ganze Lehrzeit an den Tag lege, besser honoriert. Den Lehrmeistern in den Betrieben werde aber mit dem neuen Bildungsplan insgesamt mehr Aufwand beim Erstellen und Einfordern von Dokumentationen zugemutet, hält Peter Schmid fest. Ausbildungsthemen seien häufig am Feierabend abzuarbeiten.

Die Zukunft – ist immer offen

Umso erfreulicher sei es, wenn Jugendliche sich für eine anspruchsvolle Lehre entschliessen und viel Eigenmotivation an den Tag legen. «Adrian ist einer, der Gas gibt, den muss ich nicht ständig ‹schupfen› », sagt er von seinem Namensvetter.

Über die Zukunft nach Abschluss der beruflichen Grundbildung, zerbricht sich der junge Mann nicht unnötig Gedanken: «Es gibt noch so Vieles, was ich machen möchte.» Nor so viel sei verraten: Angesichts der vielfältigen Handlungskompetenz, die junge Menschen in diesem Beruf erwerben, ist das Thema «Lohn» nicht ganz von der Hand zu weisen. Für den Ausbildungsverantwortlichen Peter Schmid ist die Strategie angesichts des Fachkräftemangels klar: «Die einzige Abhilfe ist, dass man Leute noch ausbildet. Wir leisten uns diesen Aufwand und meine Chefs stehen dahinter. Wenn gut die Hälfte von beispielsweise fünf Ausgebildeten für einige Jahre bei uns weiterarbeiten, haben wir schon gewonnen!»

Geberit startet Bildungsoffensive

Das Unternehmen Geberit Vertriebs AG lancierte im Oktober die Bildungsoffensive «Geberit Go!» Damit will das Unternehmen die Sanitärbranche in der Zeitspanne von der Berufswahl bis zum Abschluss der Weiterbildung unterstützen. Rund 250'000 Franken pro Jahr stehen für zahlreiche Massnahmen und Aktionen bereit.

Geberit möchte insbesondere jungen Menschen in der Berufswahl die Sanitärwelt und die damit verbundenen Berufsbilder näherbringen. Die Bildungsoffensive «Geberit Go!» unterstützt dies mit Informationen über Sanitärberufe und ihre Zukunftschancen. Über das Sponsoring von Berufsmessen und Schnupperwochen kommen junge Menschen auf der Suche nach einer Berufsperspektive mit der Sanitärbranche in Berührung. Abgerundet wird die Nachwuchsförderung durch interessante und spannende Beiträge in den sozialen Medien.

Ausserdem sollen Beiträge für optimale Bedingungen für die Ausbildung geschaffen werden. Adressaten von Sponsoringmassnahmen können Berufsschüler, Top-Lehrbetriebe und Berufsverbände sein. Mit Materiallieferungen, Lehr- und Expertentätigkeiten sowie Wissenstransfer trägt die Bildungsoffensive zur Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten bei. Fachexkursionen und Events runden das Engagement ab. Mit dem «Geberit Preis für Spitzenleistungen» zeichnet das Unternehmen – seit geraumer Zeit und auch weiterhin – Top-Abschlüsse in der Branche aus und belohnt sie mit einem attraktiven Preisgeld.

Zudem fördert Geberit die Weiterbildung in der Sanitärbranche mit Lehr- und Expertentätigkeiten und mit Fachexkursionen. Das Massnahmenpaket ist hier nicht abschliessend aufgeführt.

Mehr Details sind zu erfahren unter: www.geberit.ch/go

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